Magdalena Bienert, 9. Juni 2017, infoRadio
Wer die Tischglocke auf dem Tresen bedient, bekommt an der Bar einen Briefumschlag mit Aufgaben-Stellungen fürs Team. Schnell wird klar, auch wenn hier Stühle stehen, sitzen kann man vergessen und berieseln lassen ist auch nicht. Das ist ein interaktives Spiel, das nur im Team funktioniert und mit immer neuen Fragestellungen aus den Umschlägen mein Team Blau ganz schön Gehirnschmalz abverlangt.
„World To Come“ ist ein Spiel mit echten Menschen, echter Kommunikation und Auseinandersetzung. In was für einer Welt wollen wir leben und können wir uns darauf einigen? Und welche Gesellschaft setzt sich bei den vernetzten Zuschauern zuhause durch? Spannende Fragen, die die jungen Besucher angeregt diskutiert haben, auch, als die Performance eigentlich längst beendet war. Ein schönes Experiment.
Markus Richter, 12. Juni 2017, Deutschlandfunk Kultur
Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind heute Abend die letzten Menschen der untergegangenen Erde und sind berufen, die nächste, nach dem Untergang entstehende Welt zu entwerfen. Sie können in eine Webcam sprechen, die führt in einen Livestream und dessen Zuschauerinnen und Zuschauer sprechen in einem Chat darüber, ob sie die vorgetragenen Ideen gut finden.
Seitenwechsel: Ich habe mir bei einer anderen Vorstellung auch den Livestream angeschaut und mitgechattet. Alles, was wir als Chatteilnehmer wissen: Wir sollen entscheiden, ob uns gefällt was vorgetragen wird – wie Götter. Dementsprechend verhalten wir uns auch, wie ein Publikum, das in jovialer Fernsehstimmung für den Spaßfaktor von den Spielenden scheinbar sinnlose Dinge fordert, die nichts mit dem Erschaffen einer neuen Gesellschaft zu tun haben – aber uns unterhalten. In diesem Wechselspiel zwischen on- und offline steckt vielleicht tatsächlich eine spannende Metapher.